„Ombudschaft lebt von Vertrauensarbeit.“ Bianca Freiheit und Heike Stellwag wissen um die Bedeutung ihrer Aufgaben. Als Ombudsfrauen stehen sie den Kindern und Jugendlichen aus den Wohngruppen der Dialog gGmbH wie ein Anwalt zur Seite, ohne jedoch die Sichtweise der Mitarbeiter*innen zu vernachlässigen. „Wir möchten den Kindern ein Sprachrohr geben, ein mögliches Machtgefälle verhindern“, betonen sie.

Bereits seit 2017 ist das Ombudssystem bei Dialog etabliert. Bianca Freiheit und Heike Stellwag sind beim Verein Charly’s Kinderparadies angestellt, nicht etwa bei der Dialog gGmbH oder beim Verbund sozialer Dienste. „Das bedeutet auch, dass die Geschäftsführung uns nicht weisungsbefugt ist“, erklären sie, um Neutralität zu wahren.

In jeder Wohngruppe hängt ein Briefkasten, nur die Ombudsfrauen haben den passenden Schlüssel. Die Mädchen und Jungen können ihre Anliegen also schriftlich mitteilen. „Wir sind aber auch einmal wöchentlich in jeder Wohngruppe zu Gast, mindestens eine Stunde lang. Dadurch haben wir einen guten, persönlichen Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen“, erzählt Bianca Freiheit. „Wir klopfen dann an jede Tür und zeigen, dass wir da sind. Aber wir drängen uns nicht auf. Sie kommen freiwillig zu uns.“ Sowohl die Kinder als auch die Pädagog*innen wissen es zu schätzen, dass die Ombudsfrauen immer da sind – eben nicht nur in Krisen, sondern auch wenn alles gut läuft.

Das Ombudssysstem richtet sich in erster Linie an die Kinder und Jugendlichen. Nach einer Krise wird zum Beispiel analysiert, was passiert ist, ob sie sich in der Situation ungerecht behandelt gefühlt haben oder ob es vielleicht grenzüberschreitende Maßnahmen gegeben hat. Aber auch die Sichtweise der Mitarbeiter*innen wird berücksichtigt. „Und wir schauen, wie es dem Team nach einer Krise geht“, so Bianca Freiheit. Sie und ihre Kollegin müssen der Geschäftsführung Vorfälle nennen, sobald es um das Thema Kinderschutz geht. Die Meldung einer Kindeswohlgefährdung beim Landesjugendamt obliegt aber den Ombudsfrauen, nicht den Geschäftsführern des VsD beziehungsweise der Dialog gGmbH.

Auch wenn Bianca Freiheit und Heike Stellwag einer Schweigepflicht unterliegen, manche Sachverhalte müssen sie – im Beisein des Mädchen oder des Jungen – mit den Pädagog*innen besprechen. Trotzdem gelingt es ihnen, ein gutes Verhältnis zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen. „Wir werden sogar manchmal zu Geburtstagen eingeladen“, sagt Heike Stellwag. „Auch wenn bestimmt die Hoffnung auf ein zusätzliches Geschenk dahinter steckt“, fügt Bianca Freiheit schmunzelnd hinzu.

Sie schätzen an ihrer Arbeit, dass kein Tag wie der andere ist. Wenn sie nicht in den Gruppen zu Besuch sind, kümmern sie sich zum Beispiel um Konzeptarbeit. Als Insoweit erfahrene Fachkraft (InsoFa) beraten und unterstützen sie zudem die Pädagog*innen aus den Einrichtungen in Trägerschaft von Charly’s Kinderparadies zu Fragen des intervenierenden oder präventiven Kinderschutzes.

Rundum ist es eine sehr abwechslungsreiche und vielschichtige Arbeit, in der vor allem das Thema Partizipation der Kinder und Jugendlichen einen wichtigen Stellenwert einnimmt. 

Kinderparlament

Ein Projekt der Ombudsfrauen ist das Kinder- und Jugendparlament, das Anfang Mai zum ersten Mal getagt hat. Aus jeder Wohngruppe waren zwei gewählte Vertreter*innen da. „Sie waren sehr stolz“, berichtet Bianca Freiheit. Die Sitzung fand im großen Besprechungsraum auf der Burg Wittlage statt, dem Verwaltungssitz des VSD.  

Viele Punkte sind besprochen worden, zum Beispiel das Taschengeld oder die Bettgehzeit. Aber auch Wünsche wie ein gruppenübergreifendes Sommerfest auf der Burg. „Es ist toll wenn sie sehen, dass sie etwas verändern können“, sagen die Ombudsfrauen. Nach dem Wunsch der Kinder, soll der nächste Parlamenttag im Wald stattfinden. Zudem soll es zukünftig auch ein Jugendparlament geben, um altersentsprechende Themen besser aufzufangen. „Die Kinder fanden es toll und freuen sich jetzt schon auf die Fortsetzung“, lautet das Fazit.